Interview zum Thema „Jobcrafting: Arbeitszufriedenheit verbessern statt kündigen!“

Drei Expert:innen im Interview zum Thema Jobcrafting

Heute geht es um die Chancen und Herausforderungen von „Jobcrafting: Arbeitszufriedenheit verbessern statt kündigen.“

In dem Interview sind unterschiedliche Perspektiven und Tipps aus dem Seminar vom 27.02. zusammengefasst – die dabei unterstützen können, dass der aktuelle Job wieder zum Traumjob wird.

1) Herr Klitzschmüller: Was können Arbeitgeber tun, wenn Mitarbeitende ihre Arbeitszufriedenheit verbessern möchten?

Es gibt mehrere Maßnahmen, die Arbeitgeber ergreifen können, um die Arbeitszufriedenheit ihrer Mitarbeitenden zu verbessern. Arbeitgeber bzw. die Führungskräfte sollten offen für Feedback und Anregungen ihrer Mitarbeitenden sein und regelmäßig mit ihnen kommunizieren, um ihre Bedürfnisse und Anliegen (besser) zu verstehen.

Weiterhin sollten Arbeitgeber berufliche Weiterbildung und Entwicklung bieten, um Fähigkeiten und damit ihre Einsatzmöglichkeiten der Mitarbeitenden stetig zu verbessern. Eine grundsätzliche positive Arbeitsumgebung, die die Bedürfnisse von Mitarbeitenden und Arbeitgebern berücksichtigt, kann ebenfalls dazu beitragen, die Zufriedenheit im Job zu erhöhen. Manchmal muss man aber so ehrlich sein, dass auch diese Maßnahmen nicht erfolgreich sind oder sein können, dann muss bzw. sollte man über eine (interne) Veränderung für sich persönlich nachdenken.

2) Frau Reik: Wie kann „Job Crafting“ die Beziehungen am Arbeitsplatz beeinflussen? Wie können wir sie stärken, um die Arbeit positiver zu gestalten?

Einer von drei Hebeln beim Job Crafting ist das Beziehungs-Crafting. Hierzu sollte ich mir zunächst überlegen, mit wem ich am Arbeitsplatz in Beziehung stehe; dies können Kolleginnen, Vorgesetzte, Kunden oder auch Lieferantinnen sein. Im nächsten Schritt stufe ich die Tiefe meiner Beziehungen ein.

Möglicherweise bin ich ganz zufrieden mit den Beziehungen, die ich am Arbeitsplatz habe, falls nicht, sollte ich mir über mein Crafting-Motiv klar werden. Will ich zu meiner Vorgesetzten eine bessere Verbindung aufbauen, weil ich z.B. in meiner Weiterentwicklung eine Mentorin benötige oder mehr Austausch mit meinen Kollegen im Team haben, damit die Zusammenarbeit reibungsloser klappt? Im ersten Fall könnten Sie um ein Gespräch zur Unterstützung bitten, um auszuloten, ob die Vorgesetzte als Mentorin zur Verfügung steht. Im Crafting mit Kollegen kann es z.B. eine Möglichkeit sein, einen Team-Kollegen Geburtstag zu feiern oder ein gemeinsames Mittagessen des Teams in der Kantine zu initiieren.

Wollen Sie die Beziehung zu Kunden vertiefen, probieren Sie doch einmal die einfache Frage: Wie müssten unsere Services aussehen, dass Sie noch lieber unser Kunde wären? Manchmal ist es ganz einfach und das Gegenüber möchte einfach nur wahrgenommen werden.

3) Frau Münzer: Mit welchen beruflichen Herausforderungen kommen Frauen in die Beratung und was geben Sie ihnen mit?

2023 brachten über 30 % unserer Beratungskundinnen, die im Job waren, das Ziel „Umorientierung“ mit. Die Gründe lassen sich in die im Online-Seminar vorgestellten Kriterien einordnen, wie zum Beispiel:

  • Aufgabe: zu viel Arbeitsvolumen, langweilige Aufgaben/zu viel Routine, ständig neue Aufgaben/Ãœberforderung, schlechte Einarbeitung (auch durch Homeoffice), keine Gestaltungsmöglichkeiten;
  • Beziehung: belastende Arbeitsatmosphäre, Probleme mit Vorgesetzten/im Team, Konflikte, Mobbing;
  • eigene Wahrnehmung: unfaire Behandlung, mangelnde Wertschätzung, mehr Arbeit als die anderen.

Wenn der aktuelle Job bzw. das Unternehmen auch einige positive Seiten haben, lohnt es sich, näher hinzuschauen: Welche Stellschrauben habe ich, damit ich zufriedener werde und meine persönlichen Ziele verwirklichen kann? Dabei ist es sehr hilfreich, die eigene Situation mit einer erfahrenen Beraterin zu reflektieren und sich zu sortieren.

4) Abschließend in die Runde: Die Arbeitswelt verändert sich stetig. Woran erkennen wir den passenden Zeitpunkt, um den eigenen Job zu verändern? Welche ersten Schritte sind beim „Job Crafting“ erforderlich?

Manuela Reik: Der richtige Zeitpunkt ist immer dann, wenn ich über einen Zeitraum spüre, irgendetwas läuft nicht mehr rund. Dann rate ich zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme entlang den drei Säulen des Job Craftings, um vom Unspezifischen zum Spezifischen zu kommen. Vergessen Sie dabei nicht, dass das gedankliche Auseinandersetzen mit Job-Unzufriedenheit Energie erfordert und es manchmal sinnvoll sein kann, sich „einen Blick von Außen“ als Unterstützung dazu zu holen.

Sven Klitzschmüller: Es gibt mehrere Anzeichen, die darauf hinweisen können, dass es an der Zeit ist, eine berufliche Veränderung voranzutreiben. Dazu gehören zum Beispiel, „mangelnde Herausforderungen“ im aktuellen Job, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten, grundsätzliche Unzufriedenheit mit der Arbeitsumgebung bzw. dem Arbeitsklima und eine Unternehmenskultur, die nicht (mehr) als persönlich passend empfunden wird.

Die dann erforderlichen ersten Schritte im Zusammenhang mit „Job Crafting“ sind eine ehrliche Bestandsaufnahme mit eigenen Stärken, Interessen und Werten vorzunehmen. Dabei sollte auch die aktuelle Arbeitssituation genau beleuchtet werden. Hilfreich können hier sehr enge Kolleginnen oder Kollegen, aber auch Partner bzw. Partnerinnen sein. Auch der bzw. die eigene Vorgesetzte kann dabei (wenn ein entsprechendes Vertrauensverhältnis besteht) ein wesentlicher Sparringspartner darstellen. Letztendlich ist es immer besser, das Heft des Handelns selbst in der Hand zu haben und nicht auf Veränderung von außen zu warten.

Ingrid Münzer: Der passende Zeitpunkt für Jobveränderungen zeigt sich bei Unzufriedenheit, Unter- oder Überforderung oder wenn das Gefühl des Ausgebranntseins immer wieder auftaucht. Die Gründe und Veränderungsmöglichkeiten lassen sich am besten mit einer professionellen Coach analysieren. Vergessen Sie nicht, die Führungskraft zum richtigen Zeitpunkt in den Prozess mit einzubinden. Nutzen Sie dies, um aktiv Ihre Arbeitssituation zu verbessern und Ihre Zufriedenheit zu steigern.

Vielen Dank dafür an alle Interviewpartner*innen.