Interview mit Perihan Karaçam zum Thema Bitcoin

Finanzielle Unabhängigkeit und digitale Kompetenz sind elementar für Frauen. Deshalb freuen wir uns, liebe Perihan Karaçam, mit dir – Expertin für Kryptowährungen, Krypto-Speakerin und Autorin – ins Gespräch zu gehen.

Welche ersten Schritte empfiehlst du für Frauen, die mit Bitcoin starten möchten?
Frauen, die mit Bitcoin starten möchten, sollten zunächst die Grundlagen der Technologie verstehen. Bitcoin-Transaktionen unterscheiden sich von klassischen Banküberweisungen: Sie sind pseudonym, irreversibel und weltweit in wenigen Minuten übertragbar. Dieses Wissen ist entscheidend, um Chancen und Risiken einschätzen zu können.

Im zweiten Schritt ist es wichtig, auf regulierte Anbieter zu achten. Die MiCA-Verordnung schafft dafür in Europa einen klaren Rechtsrahmen und verpflichtet Kryptodienstleister zu bestimmten Vorgaben, die Anlegerschutz und Sicherheit gewährleisten. In der Praxis greifen viele Nutzerinnen auf regulierte europäische Anbieter oder auf Hausbanken zurück, die inzwischen durch Kooperationen mit lizenzierten Krypto-Dienstleistern Zugang zum Kryptohandel ermöglichen. Welche Anbieter oder Banken dazugehören, lässt sich bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) einsehen.

Der dritte Schritt betrifft die Verwahrung. Bitcoin kann entweder bei einem Krypto-Dienstleister, in einer Wallet-App oder über eine Hardware-Wallet offline aufbewahrt werden. Letzteres gilt in der Fachwelt als besonders sicher, da die privaten Schlüssel nicht mit dem Internet verbunden sind und dadurch besser vor Hackerangriffen geschützt sind. Entscheidend ist dabei, die Seed-Phrase, also die Wiederherstellungswörter der jeweiligen Wallet, sicher aufzubewahren. Denn sie ermöglichen, den Zugang zur Wallet wiederherzustellen, wenn dieser verloren geht, defekt ist oder andere Probleme mit dem Zugang bestehen. Wer diese Wörter jedoch verliert, verliert dauerhaft den Zugang zu seinen Bitcoins.

Was sollten Einsteigerinnen über Risiken beim Kauf und der Aufbewahrung von Bitcoin wissen – und welche Schutzmaßnahmen empfiehlst du?
Bitcoin ist durch seine Eigenschaften pseudonym, irreversibel und weltweit in wenigen Minuten transferierbar und aufgrund seiner Eigenschaften auch ein bevorzugtes Werkzeug von Cyberkriminellen. Wer Opfer von Betrug wird, kann das Geld in der Regel nicht zurückholen. Einsteigerinnen sollten sich deshalb der gängigen Betrugsmaschen bewusst sein und gezielt Schutzmaßnahmen ergreifen.

Beim Kauf und bei der Verwahrung ist es wichtig, auf seriöse und MiCA-lizenzierte Anbieter zu achten. Besonders vorsichtig sollte man bei vermeintlichen Beratern sein, die über Social Media oder Online-Werbung auf potenzielle Anlegerinnen zugehen. Seriöse Dienstleister kontaktieren nicht unaufgefordert.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Volatilität von Bitcoin. Starke Kursschwankungen sind nicht ungewöhnlich. Mit einer klaren Strategie bleibt man handlungsfähig, auch wenn der Markt kurzfristig stark schwankt.

Neben den finanziellen Risiken gibt es auch eine ökologische Dimension. Wie häufig diskutiert wird, ist das Bitcoin-Mining sehr energieintensiv. Der hohe Energieverbrauch entsteht nicht beim Kauf oder Verkauf an einer Börse, sondern im Mining, also beim Sichern der Blöcke auf der Blockchain. Der Handel selbst ist kaum energieintensiver als bei anderen Finanzprodukten. Energie fällt nur dann an, wenn Bitcoins tatsächlich auf der Blockchain bewegt wird, zum Beispiel beim Transfer von einer Börse in eine Wallet. Diese Energieintensität wird weltweit kritisch diskutiert, weil sie, abhängig von der Energiequelle, mit erheblichen CO₂-Emissionen verbunden sein kann. Dieser Aspekt gehört daher zu den Faktoren, die man kennen sollte, wenn man sich mit Bitcoin auseinandersetzt.

Hat sich für dich persönlich etwas verändert, seit du dich mit Bitcoin beschäftigst?
Ja, definitiv. Seit ich mich mit Bitcoin beschäftige, hat sich mein Blick auf Geld, digitale Systeme und gesellschaftliche Verantwortung stark verändert. Für mich ist Bitcoin nicht nur ein Investment, sondern ein Thema, das viele Lebensbereiche berührt.

Ich denke Bitcoin interdisziplinär, z. B. als Schnittpunkt von Finanzen, digitalem Eigentum, technologischer Sicherheit und auch als Schutz für Menschen, die ökonomische Gewalt erfahren haben. Gerade durch diese Perspektive habe ich verstanden, wie wichtig es ist, über Chancen und Risiken gleichermaßen zu sprechen.

In den letzten 10 Jahren habe ich enorm viele Betrugsfälle im Kryptobereich erlebt, deshalb unterstütze ich Opfer von Kryptobetrug kostenlos und gemeinwohlorientiert. Sie erreichen mich über mein Profil bei LinkedIn.

Ich bin ĂĽberzeugt, dass unsere Gesellschaft nur resilient bleiben kann, wenn wir unser Wissen auch fĂĽr Menschen nutzen, die aus ihrer Not heraus, auf UnterstĂĽtzung angewiesen sind.

Bitcoin hat mir damit nicht nur beruflich neue Möglichkeiten eröffnet, sondern auch meinen gesellschaftlichen Auftrag geschärft, aufzuklären, zu sensibilisieren und für andere da zu sein, wenn „Not am Wissen“ ist.

Vielen Dank fĂĽr deine Zeit und diese wichtigen Infos, liebe Perihan!

Im Mittagsimpuls am 18.11. um 12 Uhr stehen digitale Sicherheit und Betrugsschutz im Mittelpunkt. Details und Anmeldung: Deepfakes & Cybercrime – souverän bleiben und die Finanzen schĂĽtzen.

Seien Sie dabei und erweitern Sie Ihr Wissen fĂĽr mehr finanzielle Sicherheit!