Drei Fragen an Christine Sing zum Thema Unconscious Gender Bias

Im Nachgang zum Mittagsimpuls „Stereotype Denkmuster – unser täglich Brot …
Unconscious Gender Bias aufdecken & ĂĽberwinden“ haben wir unserer Referentin Christine Sing drei Fragen zum Einstieg in das Thema gestellt:

Was sind Unconscious Bias & warum stellen sie fĂĽr Frauen eine besondere Herausforderung dar?
Ob wir wollen oder nicht – wir alle tragen unbewusste, stereotype Voreingenommenheiten gegenĂĽber anderen Menschen in uns: So haben Frauen laut unseres Unterbewusstseins stets nett, harmonisch und zurĂĽckhaltend zu sein. Tritt eine Frau dann selbstbewusst, durchsetzungsstark und zielorientiert auf, kommt es zu einem inneren Konflikt und wir nehmen die Frau negativ war. Dabei sind diese Verhaltensweisen – wenn wir bewusst reflektieren – genau die Eigenschaften, die wir von einer FĂĽhrungskraft erwarten und die wir bei Männern mit gleichem Verhalten positiv bewerten.

Was können wir tun, um Unconscious Gender Bias zu überwinden?
Im ersten Schritt ist es wichtig, die eigenen Voreingenommenheiten sich selbst gegenüber zu erkennen. Ein Beispiel: wann sage ich der Harmonie wegen „Ja“, obwohl ich eigentlich „Nein“ meine. Zudem gilt es spielerisch zu üben, wie es sich anfühlt, wenn ich mich kontra-stereotyp verhalte, wie ich mit den Reaktionen darauf umgehe und dabei immer mehr Souveränität gewinnen kann.
Und ganz wichtig: Die Voreingenommenheiten gegenüber anderen Frauen auf den Prüfstand stellen. Hier lautet mein Credo: „Rede nie schlecht über eine andere Frau.“

Während meiner acht Jahre im VW Konzern und in meiner Beratungsarbeit mit verschiedensten Frauen und Unternehmen habe ich erlebt: Unconscious Bias Bildung & Bewusstsein sind der (leider) am meisten unterschätzte und zugleich einer der wichtigsten Hebel auf dem Weg zu mehr Gleichberechtigung für Frauen – vor allem in Führungspositionen. Hier haben wir in Deutschland noch sehr viel Bedarf und daher will ich gezielt zu einer Veränderung beitragen.

Herzlichen Dank für Ihre Einschätzung und Einordnung!

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Drei Fragen zum Thema Digitalisierung an Manuela Rukavina

Digitalisierung – ein Buch mit sieben Siegeln?! Im Nachgang zum Vortrag unserer Referentin Manuela Rukavina habe wir ihr drei Fragen zum Einstieg in das Thema gestellt:

Warum ist das Thema Digitalisierung und Frauen so wichtig?
Das Thema fällt nicht vom Himmel, sondern wird von Menschen gestaltet. Die Frage ist nur, wer gestaltet mit? Man weiĂź aus der Forschung, dass ältere Frauen eher skeptisch Technikthemen gegenĂĽberstehen. Viele glauben, das Thema wĂĽrde sie nicht (mehr) betreffen – das stimmt aber nicht. Es betrifft uns alle – jetzt. Deshalb ist es wichtig, dass Frauen präsent ihre Bedarfe, Forderungen mit ins Thema einbringen. AuĂźerdem ist der Bereich gefährlich fĂĽr Geschlechtergerechtigkeit, weil z.B. schnell verdeckte Diskriminierungsmechanismen unbewusst irgendwo mit reinprogrammiert sind.

Wo fängt Frau am besten an?
Erstmal sich selbst so zu positionieren, dass man zumindest offen fĂĽrs Thema wird. Das mache ich indem ich die wichtigsten Begriffe erkläre – worĂĽber reden wir eigentlich? So hat man eine grobe Ahnung und macht nicht gleich die Schotten dicht. Der zweite Schritt ist, sich mit dem eigenen Veränderungsverhalten zu beschäftigen: Wann und wie fällt es mir leicht oder schwer, mich auf Neues einzulassen? Wo habe ich emotionale Zuschreibungen (z.B. „das haben wir doch frĂĽher auch nicht gebraucht“), die mich davon abhalten, weiterzugehen?
Im dritten Schritt, sich mit den eigenen Stärken und Kompetenzen beschäftigen. Wenn ich weiß, was mir liegt, was ich kann, bin ich auch offen für Weiterentwicklung, weil ich mit diesem Wissen neuen Herausforderungen anders begegnen kann.

Was geben Sie den Frauen mit auf den Weg?
Mein Wunsch ist, dass sie sich so aufzustellen, dass sie mit offenem Herzen auf Digitalisierung schauen. Da muss ich nicht alles toll finden – klar, aber ich habe im Blick, was passiert und vor allem, was das fĂĽr mich bedeutet (sofern sich das ĂĽberhaupt abschätzen lässt). Wenn ich fĂĽr mich weiĂź, welche Stärken und welches Veränderungsverhalten ich habe, dann hauen mich plötzliche Veränderungen nicht so schnell um und ich kann z.B. gezielter nach Weiterqualifizierung schauen. Die Digitalisierung findet statt – wir brauchen Frauen mit ihren Stärken, ihrem Blick, ihren Bedarfen, die eben mitgestalten – sonst findet sie ohne uns statt und das werden wir dann spĂĽren.

Herzlichen Dank für Ihre Einschätzung und Einordnung!

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Nachgefragt bei Margherita Lo Tito, Teilnehmerin unseres Programms „BERUFSPERSPEKTIVE UND NEUSTART FÜR FRAUEN AB 45“

Liebe Frau Lo Tito, ein paar Hintergrundinformationen zu Ihrer Person. Sie sind 50 Jahre, alleinerziehend mit 2 Jungs (11/13), heute tätig als Kulturmanagerin in Stuttgart, Italienerin und leben seit dem 9. Lebensjahr in Deutschland.

Wie sind Sie zum Programm Neustart gekommen?
Ich habe in der Stuttgarter Zeitung davon gelesen. Das Programm wurde vorgestellt und es hat mich sofort angesprochen, da ich mich in einer Zeit des Umbruchs befand.

Mit welcher Motivation und welchem Anliegen sind Sie gestartet?
Als Alleinerziehende mit zwei Jungs war ich dabei, an meinem neuen Wohnort Stuttgart wieder Fuß zu fassen. Langfristig hatte ich den Wunsch, auch allein mit den Kindern, beruflich wieder mehr Verantwortung zu übernehmen und in den Kulturbereich zurückzukehren, in dem ich vor der Geburt der Kinder lange tätig war. Aufgrund der Arbeitszeiten mit Abenddiensten und dem projektbezogenen Arbeiten, das zeitlich sehr einnehmend und oft nicht planbar ist, hatte ich nach der Geburt der Kinder in den karitativen Bereich gewechselt. Hier konnte ich meine Fähigkeiten und Erfahrungen vollumfänglich einbringen, habe viel dazugelernt und hatte dabei geregelte Arbeitszeiten und sehr familienfreundliche Konditionen. Allerdings wuchs in mir zunehmend der Wunsch, mich inhaltlich wieder einbringen zu können. Was ich im sozialen Sektor als studierte Literaturwissenschaftlerin, Historikerin, Kulturmanagerin und freischaffende Dramaturgin nur bedingt konnte. Vereinbarkeit von Kindern und Wunsch-Job sollte für mich wahr werden! Und es hat zwischenzeitlich auch geklappt – auch weil die Kinder nicht mehr ganz so klein sind.

Was war für Sie während des Programms besonders wichtig?
Ich habe während des Kurses viel gelernt – auch ĂĽber mich. Damit konnte ich mein Profil, meine Werte und meine Zielsetzungen und Visionen besser bestimmen. Die Einzel- und Gruppen-Coaching-Termine waren dabei sehr unterstĂĽtzend und erhellend. Neben der Bestimmung und dem Bewusstsein fĂĽr die eigenen Kompetenzen haben wir viel ĂĽber die heutigen Anforderungen bei den Basics gelernt: Bewerbungsschreiben, Lebenslauf, Vorstellungsgespräch, Online-Stellenmarkt und berufliche Soziale Medien. Besonders wichtig neben dem Know-how war fĂĽr mich der Austausch mit den anderen Kursteilnehmerinnen. Ich habe sehr taffe Frauen kennengelernt! So unterschiedlich wir auch waren, so sehr hat uns dann auch wieder vieles verbunden. Alle in einer Lebensphase des Umbruchs – wenn auch aus ganz unterschiedlichen GrĂĽnden. Die Vereinbarkeit von Kindern und Beruf war fĂĽr viele ein Thema. Ich habe UnterstĂĽtzung und Solidarität unter Frauen erlebt, das war wirklich toll! Wir machen bis heute noch „kollegiale Beratung“ und sind in sehr wohlwollendem Kontakt miteinander.

Was war besonders hilfreich?
Durch die ganztägigen Workshops haben wir die einzelnen Themen gut vertieft. FĂĽr die „Hausaufgaben“, die wirklich wichtig waren, hatten wir ausreichend Zeit zwischen den Terminen. Sehr hilfreich und absolut grundlegend war fĂĽr mich auch, dass das Programm von der Stadt Stuttgart gefördert wird, denn so konnte ich den Kurs finanzieren.

Wovon haben Sie besonders profitiert?
Durch die individuellen „Hausaufgaben“ (Erstellung Lebenslauf, Anschreiben, Kurzprofil und Selbstpräsentation) hatten wir gleich alles Nötige zur Hand, um eine berufliche Veränderung ohne groĂźen Aufwand in Angriff zu nehmen. Dadurch wurde bei mir die Motivation fĂĽr den Neustart verstärkt: Ăśber zusätzliche Online-Seminare bei der BeFF – Kontaktstelle Frau und Beruf und z. B. Kubuz (Kultur Business Zukunft, Ludwigsburg) konnte ich viele weitere fĂĽr mich wichtige Themen abends oder am Wochenende vertiefen: Frauen und Finanzen, Soziale Medien, positive Kommunikation, Frauen in FĂĽhrung, Zeitmanagement und Selbstorganisation, Gesundheitsmanagement… Ich fĂĽhlte mich daher rundum gut informiert und vorbereitet fĂĽr den Neustart!

Beim Einzelcoaching konnten ganz individuelle Fragestellungen erörtert werden – das war sehr wichtig. Die Beratung war dabei höchst professionell.

Würden Sie das Programm weiterempfehlen – wenn ja, warum?
Ja! Weil es immer noch den Gender-Gap gibt und weil mehr Frauen in Verantwortungspositionen das ändern könnten! Weil Frauen mehr als Mütter und Partnerinnen sind! Weil Frauen ihr Leben in die Hand nehmen können – und nie wissen, ob sie nicht doch irgendwann ganz auf sich allein gestellt sind! Und weil wir uns schon selbst das Konfetti in das Leben pusten müssen!

Ein gelungenes Schlusswort ? liebe Frau Lo Tito – herzlichen Dank fĂĽr Ihre Offenheit und das Vertrauen in uns!

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Ute Schomaker, eine Teilnehmerin des Programms „Aktiv durch Coaching“ berichtet

Wir haben nachgefragt bei Ute Schomaker, die eins von den beiden von der Arbeitsagentur geförderten Programme erfolgreich abgeschlossen hat.

Wir gratulieren zum neuen Job und freuen uns riesig, dass das geklappt hat. Wie sind Sie im Juni in das Programm gestartet?
Erfahren habe ich von dem Programm von einer Freundin. Angesprochen hat mich zuallererst die Option eines individuellen Einzelcoachings. Ich erwartete in erster Linie Unterstützung, mich am Arbeitsmarkt besser orientieren zu können.

Was hat Ihnen das Programm gebracht – beruflich und persönlich?
Das Programm hat mir zu einem echten Mehrwert verholfen. In erster Linie konnte ich mit eigenen Vorurteilen aufräumen, was meine beruflichen Chancen betrifft. Für meine persönliche Weiterentwicklung im beruflichen Kontext erhielt ich kompetente und zielführende Informationen und Tools, auf die ich auch in Zukunft jederzeit zurückgreifen kann.

Eine Erfahrung aus dem Programm, die Sie nicht vergessen werden?
Besonders inspirierend und hilfreich fand ich die Informationen über die Arbeitgebersicht. Damit kann ich einen Perspektivwechsel vornehmen und meine Fähigkeit und die Gegebenheiten objektiver betrachten. Ich sehe jetzt auch, dass es selbst nach vielen Berufsjahren zielführend ist, an einem guten Bewerbungstraining teilzunehmen.

Was nehmen Sie aus dem Programm in den neuen Job mit?
Ich gehe definitiv mit mehr Selbstvertrauen und gestärkt in den neuen Job. Ich weiß jetzt meine Kompetenzen mehr zu schätzen und habe viel über mich selbst erfahren. Und sollte ich mich doch noch einmal auf Jobsuche begeben, weiß ich jetzt, wie ich die passenden Arbeitgeber zielgerichteter auswähle.

Vielen Dank fĂĽr Ihr Vertrauen und einen gelungenen Start im neuen Job, liebe Frau Schomaker.

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Drei Fragen an Referentin Olga Pramberger im Nachgang zur Veranstaltung „100 Minuten IT – Warum sich ein Quereinstieg lohnt“

Drei Fragen an Olga Pramberger, Trade Compliance Sanctions & Export Controls bei AEB SE, im Nachgang zur landesweiten Online-Veranstaltung „100 Minuten IT – Warum sich ein Quereinstieg in die IT lohnt!“

Du hast in Russland ein Jurastudium abgeschlossen und in Deutschland BWL studiert. Wie kam es dazu, dass du hier in der IT gelandet bist?
Beim letzten Arbeitgeberwechsel habe ich intensiv recherchiert, welche Aufgaben auĂźerhalb des klassischen Jura oder Vertriebs noch passen. Idealerweise wollte ich meine Erfahrungen als Unternehmensjuristin in Russland oder aus dem Vertrieb in Deutschland wiederverwenden.

Da bin ich meinem Mann und Bekanntenkreis sehr dankbar fĂĽr Tipps und das Mut machen, mir die Stellen in IT-Firmen anzuschauen, weil sie offensichtlich nicht nur Softwareentwickler suchen. Damit weitete ich mein Suchradius auf IT-Unternehmen aus, die juristische oder vertriebliche Kenntnisse (zumindest teilweise) voraussetzten.

Für meine jetzige Stelle bei AEB wurde juristisches Verständnis und Interesse an Softwareproduktentwicklung, ohne dabei programmieren zu müssen, gesucht. Das klang für mich nach einer ungewöhnlichen Kombination, aber gleichzeitig danach, dass ich mein bisheriges Wissen und Können für diese Aufgabe verwenden kann. Dazu durfte ich moderne Softwareentwicklung und attraktive Arbeitsbedingungen im IT-Unternehmen erleben. Das alles zusammen reizte mich und eröffnete vielversprechende Perspektiven für meine weitere Karriere.

Und nun… als Fachexpertin in der Softwareproduktentwicklung für die Exportkontrolle und Trade Compliance helfe ich international agierenden Unternehmen rechtskonform zu handeln.

WĂĽrdest du es wieder tun? Wenn ja, warum?
Definitiv! Die IT-Karriere bedeutet nicht nur eine starre Richtung, man hat viele Perspektiven sich zu entfalten. IT ist ein wachsender Bereich mit optimistischem Zukunftspotenzial, weil hier viele neuen Berufsfelder oder Karrieren an der Schnittstelle zwischen IT und „klassischen“ Berufen entstehen.

Für mich ist das eine attraktive Mischung aus interessanten Aufgaben, kompetenten Kollegen und flexiblen, modernen Arbeitsbedingungen. Dies bietet insgesamt eine gute Work-Life-Balance und vielfältige Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln.

Mit welchen Argumenten motivierst du Frauen, den Weg in die IT einzuschlagen?
Zu einem die Karriere in einem wachsenden, zukunftsfähigen Bereich, in dem viele Fachkräfte gesucht werden. Das bedeutet kurzfristig bessere Einstellungschancen und langfristig mehr Sicherheit am Arbeitsmarkt.

Zum anderen haben die IT-Unternehmen eine moderne, offene Arbeitskultur und kaum typische Hierarchien. Im Alltag arbeitet man mit modernen Methoden und Tools. 100% Homeoffice, flexible Arbeitszeiten oder Arbeitszeitreduzierung sind oft möglich und kommen zu dem guten Gehalt dazu.

Die Expertise von Quereinsteigern*innen aus anderen Bereichen oder Berufen hat für die IT großen Wert, weil man die praktische (nicht theoretische) Sicht auf die wahren Probleme hat, welche mit IT, Digitalisierung oder Softwareeinführung verbessert werden können.

Herzlichen Dank für die Einschätzung und Anregungen!

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